Als mich das Horn der Ilala aus dem Schlaf schreckt, ist es ein Uhr nachts. Ich war auf dem unteren Deck der Fähre im Sitzen eingeschlafen. Wir gehen vor Metangula in Mosambik vor Anker. Mit meinem Rucksack bahne ich mir den Weg über die schlafenden Menschen und klettere in das Beiboot. Anscheinend bin ich bin der einzige, der hier die Fähre verlässt. In einem Gebäude am Strand brennt Licht, hier muss ich versuchen mein Einreisevisum zu bekommen. Doch der Beamte hinter dem Schreibtisch schüttelt den Kopf.“Hier kann ich kein Visum ausstellen. Haben Sie denn keines im Voraus beantragt?“. Er blättert unschlüssig in meinem Reisepass hin- und her. Als ich mir schon ausmale, wie ich zurück auf die Fähre muss, ohne genug malawische Währung diese zu bezahlen, lenkt der Grenzbeamte ein. Er redet auf Portugiesisch und ich verstehe nicht jedes Wort. Doch ich kann im Land bleiben, soll mich aber am Morgen in der nächstgrößeren Stadt melden um dort ein Visum zu bekommen. Es ist mitten in der Nacht und die Suche nach einer Unterkunft im unbeleuchteten Metangula ist erfolglos. Schließlich kehre ich zurück zum Strand, rolle meine Isomatte aus und sehe zu, wie die Ilala wieder ablegt. Irgendwann schlafe ich ein, es sind meine ersten Stunden in Mosambik.
Die Ilala
Nicht immer bin ich auf den Strassenverkehr und die vollgepackten Chapas (Minibusse) angewiesen.Um auf die Likoma Island im Lake Malawi zu kommen, muss ich die Faehre nehmen. Doch auch das funktioniert in Afrika anders. Als ich in Monkey Bay meinen Rucksack auf dem Deck ablade, ahne ich noch nicht, dass ich insgesamt 55 Stunden auf der Faehre verbringen werde. Das Schiff ist in drei Klassen eingeteilt. Oben auf dem Sonnendeck die erste Klasse Passagiere, in der Mitte Kabinen und unten Economy, in der fast alle Einheimischen reisen.
Als wir in Nkothakotha vor Anker gehen wird klar, dass sich die Reise um einige Stunden verzoegern wird. Am Strand warten hunderte Passagiere mit Unmengen an Gepaeck. Mit einem einzigen Beiboot wird das Schiff be- und entladen. Es ist Nacht, die Wellen hoch und der Wind kalt. Es ist eine stundenlange Prozedur. Riesige Saecke Mais, Moebel, Kleidung, Bananenstauden und aufgeregte Huehner werden an Bord gehievt. Ploetzlich entdecken die Passagiere des Beiboots ein Leck. Doch es muss weitergehen, ein Mann schaufelt die Wassermassen aus dem Rumpf des kleinen Bootes, waehrend dieses auf ein Neues beladen wird. Nach sieben Stunden sind wir wieder bereit zum Ablegen.
Das untere Deck gleicht nun einer grossen Lagerhalle. Saemtliche Gaenge sind mit Saecken und Moebeln zugestellt, man muss regelrecht darueberklettern und dabei aufpassen nicht einen der Passagiere zu erwischen, der inmitten des Chaos unter einer Decke schlaeft. Es riecht unangenehm nach einer Mischung aus Trockenfisch und Diesel. Als der Koch mir durch das Gitter seiner dunklen Kueche einen Plastikteller mit Nsima reich, habe ich schon fast keinen Appetit mehr. Der hohe Wellengang tut das Uebrige.
Ich bahne mir den Weg zurueck auf das obere Deck, wo es unangenehm windig ist. Die Nacht unter freiem Himmel ist rauh und zu allem Ueberfluss faengt es auch noch an zu regnen. Es ist der erste Regen seit Wochen.
Es ist 2 Uhr nachts am uebernaechsten Tag als die Faehre in die Bucht von Likoma Island einfaehrt. Im Halbschlaf schnalle ich mir den Rucksack auf und werde dann regelrecht von den Menschenmassen in das Beiboot gedraengt. Die letzten Meter an Land wate ich durch das knietiefe Wasser. Land unter meinen Fuessen! Eine absolut abenteuerliche Fahrt, fast so spannend wie ein Segeltoern.
Ich bahne mir den Weg zurueck auf das obere Deck, wo es unangenehm windig ist. Die Nacht unter freiem Himmel ist rauh und zu allem Ueberfluss faengt es auch noch an zu regnen. Es ist der erste Regen seit Wochen.
Es ist 2 Uhr nachts am uebernaechsten Tag als die Faehre in die Bucht von Likoma Island einfaehrt. Im Halbschlaf schnalle ich mir den Rucksack auf und werde dann regelrecht von den Menschenmassen in das Beiboot gedraengt. Die letzten Meter an Land wate ich durch das knietiefe Wasser. Land unter meinen Fuessen! Eine absolut abenteuerliche Fahrt, fast so spannend wie ein Segeltoern.
Ach und ja: Ich bin mitten in Malawi, auf einer vollgepackten Faehre, auf dem Weg zu einer abgelegenen Insel. Doch neben mir an der Rehling steht Eva, sie ist Deutsche und hat ein Jahr in Malawi gearbeitet. Nach einiger Zeit stellen wir fest, dass wir aus der gleichen Stadt kommen. Eva ist die Cousine eines alten Klassenkameradens.
Senga Bay
Ein viel zu kleiner Chapa (Minibus) bringt mich nach Senga Bay. Ich steige aus und kann fuehlen wie endlich wieder Blut zurueck in meine Beine fliesst.
Senga Bay liegt am Lake Malawi, der sich laengs durch das ganze Land zieht. Die Atmosphaere ist karibisch entspannt, die Menschen super freundlich und das Dorf malerisch schoen. Ich bleibe einige Naechte laenger als geplant.
Senga Bay liegt am Lake Malawi, der sich laengs durch das ganze Land zieht. Die Atmosphaere ist karibisch entspannt, die Menschen super freundlich und das Dorf malerisch schoen. Ich bleibe einige Naechte laenger als geplant.
Nachdem ich mich auf einem kleinen Zeltplatz am Strand eingerichtet habe, gehe ich ins Dorf. Es ist komplett auf dem sandigen Ufer des Sees gebaut, wild verstreucht stehen einzelne Haeuser zwischen hohen Baeumen. Es ist schon dunkel und ich muss den Weg mit einer Taschenlampe suchen. Doch dann komme ich auf den Marktplatz, die Haendler haben Kerzen angezuendet um auch um diese Zeit noch Tomaten, Fisch und Kartoffeln verkaufen zu koennen. Ich finde ein kleines, nur schwach beleuchtetes, Restaurant. An der Wand haengen Poster mit den Mannschaften von Arsenal und Chelsae. Als die Maenner am Tisch fragen, wo ich herkomme, zeige ich an die Wand auf Michael Ballack und Jens Lehmann. “Ah Germany!”, die Maenner wissen sofort Bescheid. Auch in Malawi gibt es Nsima, das Maisgericht an das ich mich inzwischen sehr gut gewoehnt habe.
Am naechsten Tag erkunde ich das Dorf im Hellen. In der Dorfmitte, auf einem freien Sandplatz, laufe ich in Schulkinder, die hier vor einer Tafel sitzen. Andere Kinder in Schulkleidung liegen im Sand und machen offensichtlich ihre Hausaufgaben.
Aus einem Missionsgebaeude kommt eine Gruppe singender Frauenin bunten Gewaendern, einige Maenner haben ein riesiges Fischernetz ausgebreitet um es zu reparieren. Ein kleines Kind kommt auf mich zugelaufen, nimmt mich kurz an die Hand und laeuft dann wieder zu seinen Freunden zurueck, die aufgeregt lachen. Als ich kurz spaeter einer Frau begegne, bleibt diese stehen und dreht sich zur Seite, so dass ihr Kind zum Vorschein kommt, das sie auf dem Ruecken traegt. Sie zeigt auf mich und fluestert ihrem Kind etwas zu, bevor sie mich lachend mit einem “Muli bwanji!” begruesst. Das ist neu, bisher hatte ich kaum Kontakt zu erwachsenen Frauen, die sich stets im Hintergrund gehalten hatten.
Am Strand sitzen die Fisher zwischen ihren Booten und flicken die Netze. Nachts werden sie in den kleinen aus Holzstaemmen geschnitzten Booten auf den See fahren und am fruehen Morgen mit hoffentlich vollen Netzen zuruekkehren. Fuer die ganz grossen Fische gebe es bis 200 kwacha (10 Euro), erklaert Uanghi. Einer dieser Fische bringe also schon einen ganzen Tageslohn ein und überhaupt einen Tageslohn zu haben sei schon Luxus. Es sei schwer die Familie zu ernaehren, erklaert er weiter. Er sei auf seine eigenen Felder angewiesen, doch selbst ein Sack Duenger Koste schon so viel wie ein Monatsgehalt. “Wenn du willst, kann ich dich Morgen frueh mit raus auf den See nehmen. Ich habe ein eigenes Boot”, sagt er in der Hoffnung ein wenig Geld dazu verdienen zu koennen.
Eigentlich hatte ich dieses Mal meinen Rucksack gut gepackt. Doch wie immer hat sich auch auf dieser Reise das ein oder andere Kleidungsstueck als ueberfluessig erwiesen. Es kommt mir daher sehr gelegen, dass Jimmy mich fragt ob ich nicht tauschen wolle. Er zeigt mir seine Kunstwerke aus Bast und die Holzschnitzereien. Nach einigen Minuten ist der Handel perfekt, Jimmy haelt stolz meine Shorts und ein Handtuch in den Haenden, waehrend ich zwei geschnitzte Portraits in meinen Rucksack packe.
Malawi
Wenn ein Maler Afrika zeichnen sollte, wuerde er sich wahrscheinlich Malawi vorstellen. Es ist nur ein relativ schmaler Landstreifen , doch durch die 15 Millionen Einwohner die lebendigste Gegend Afrikas, die ich bisher gesehen habe. Malawi ist ein absolut freundliches Land.
Als Einzelreisender bin ich hier nie wirklich alleine. Immer wieder kommen Menschen auf mich zu, stellen Fragen zu Deutschland oder erzaehlen von ihrem Leben in Malwi. Ueberraschend selten, im Vergleich zu anderen Laendern, fragen sie anschliessend nach Geld.
“Feel free! You are a guest in our country now. I’ll tell you about Malawi now. Mabe one day I meet you in Germany and you can show me around.”
Feel free. Eine Aussage, die ich waehrend meiner 10 Tage im Land immer wieder hoere. Es sind zehn sehr entspannte Tage in denen ich so tief in die afrikanische Welt eintauche, dass ich jede europaeische Realitaet fuer eine Zeit lang vergesse.
Als Einzelreisender bin ich hier nie wirklich alleine. Immer wieder kommen Menschen auf mich zu, stellen Fragen zu Deutschland oder erzaehlen von ihrem Leben in Malwi. Ueberraschend selten, im Vergleich zu anderen Laendern, fragen sie anschliessend nach Geld.
“Feel free! You are a guest in our country now. I’ll tell you about Malawi now. Mabe one day I meet you in Germany and you can show me around.”
Feel free. Eine Aussage, die ich waehrend meiner 10 Tage im Land immer wieder hoere. Es sind zehn sehr entspannte Tage in denen ich so tief in die afrikanische Welt eintauche, dass ich jede europaeische Realitaet fuer eine Zeit lang vergesse.
Zambia
Die Entscheidung ueber die Zukunft Zambias fiel erst 2005. Ein gross angelegter Schuldenerlass rettete das Land, das bis dahin zu den aermsten der Welt zaehlte. Fast so als sei dies ein Befreiungsschlag fuer jeden einzelnen Einwohner gewesen, begegnen mir diese hier so freundlich und unvoreingenommen, wie ich es sogar aus Namibia nicht gewohnt war.
Mein erster Halt sind die Victoria Faelle in Livingsone. Auf einer Laenge von fast zwei Kilometern rauschen hier jede Sekunde mehr als eine Millionen Liter Wasser in die Tiefe. Zwar war ich ohne grosse Erwartungen hier her gekommen, doch der Anblick verschlaegt mir die Sprache. Die gewaltigen Wassermassen wirken majestaetisch, das Rauschen ist ohrenbetaeubend. Die Victoria Faelle sind eines der sieben natuerlichen Weltwunder. Eine Bruecke fuehrt so nah an die Faelle, dass uns der Spruehregen voellig durchnaesst. Die ausdrucksstaerkere Namensgebung fuer die Faelle komt aus der lokalen Kololo-Sprache: Mosi-oa-Tunya, der Rauch, der donnert.



Wie in vielen anderen afrikanischen Laendern, hat die mehr oder minder willkuerliche Grenzziehung der Europaer auch in Zambia unterschiedlichste Bevoelkerungsgruppen unter einem Namen vereint. Die Lozi im Suedwesten sind nur eine von 73 ethnischen Gruppen im Land. Durch eine Uebernachtung im kleinen Dorf Simonga, bekomme ich einen Eindruck in ihr Leben.


Bernard ist ein Mann um die 40. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 33 Jahren zaehlt er somit schon zu den Aelteren. Er bietet mir einen Platz auf einer niedrigen Holzbank im Dorf an. Er ist sich nicht sicher, ob ich ueber Nacht bleiben kann, erst heute sei ein Verwandter beerdigt worden, die Trauerfeier dauere bis zu 5 Tage. Es scheint die heisse Mittagssonne, der Sand unter unseren Fuessen ist warm. Die Maenner in der Runde reichen einen Plastikbecher mit selbstgebrautem Bier herum. Es schmeckt bitter und viel zu sehr nach Hefe. Aus aktuellem Anlass wird ueber Politik geredet. Lupia Banda, der neue Praesident, ist in der Stadt, wo er sich heute mit Robert Mugabe (Zimbabwe) und den Praesidenten aus dem Congo und Tanzania trifft. Erst am Morgen war er noch in einer unendlichen langen Polizeikontrolle an mir vorbeigefahren. Zu gerne haette ich gewusst, ob alle vier Praesidenten in der Kolonne sassen, doch die Polizisten am Strassenrand duerften mir keine Auskunft geben.
Bernard teilt mir mit, dass ich bleiben kann und nimmt mich mit zum Mittagessen. Aehnlich zubereitet, wie in Namibia gibt es Nshima, ein Teig aus Maismehl, der in der Faust geknetet und dann zusammen mit Spinat und Fisch gegessen wird. Spaeter fuehrt mich der juengere Richard durch das Dorf. Eisenschmiede, Tischler und Hausfrauen unterbrechen ihre Arbeit um uns zu gruessen. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich die Menschen in Zambia als freundlich empfinde. Es scheint die Frage zu sein, die den Einwohnern hier am wichtigsen ist.
Nicht etwa an einem grossen Lagerfeuer, aber in einer kleinen Shebeen wird abends getanzt. Ein kleiner benzinbetriebener Generator sorgt dafuer, dass es Musik und ein wenig Licht geben kann, das Dorf hat keinen Strom. Immerhin sorgen vor einigen Jahren von Japanern installierte Wasserpumpe fuer sauberes Wasser.
Die Menschenmengen einige Tage spaeter in Lusaka ueberfordern mich schlichtweg und ich merke, wie ich mich an die Menschenleere im unterbesiedelten Namibia gewoehnt habe. In Lusaka herrscht das bunte Treiben der Haendler und Minibusfahrer, irgendwie hatte ich es doch vermisst.

Mein erster Halt sind die Victoria Faelle in Livingsone. Auf einer Laenge von fast zwei Kilometern rauschen hier jede Sekunde mehr als eine Millionen Liter Wasser in die Tiefe. Zwar war ich ohne grosse Erwartungen hier her gekommen, doch der Anblick verschlaegt mir die Sprache. Die gewaltigen Wassermassen wirken majestaetisch, das Rauschen ist ohrenbetaeubend. Die Victoria Faelle sind eines der sieben natuerlichen Weltwunder. Eine Bruecke fuehrt so nah an die Faelle, dass uns der Spruehregen voellig durchnaesst. Die ausdrucksstaerkere Namensgebung fuer die Faelle komt aus der lokalen Kololo-Sprache: Mosi-oa-Tunya, der Rauch, der donnert.
Knife's Edge Bridge
Victoria Falls Bridge
Wie in vielen anderen afrikanischen Laendern, hat die mehr oder minder willkuerliche Grenzziehung der Europaer auch in Zambia unterschiedlichste Bevoelkerungsgruppen unter einem Namen vereint. Die Lozi im Suedwesten sind nur eine von 73 ethnischen Gruppen im Land. Durch eine Uebernachtung im kleinen Dorf Simonga, bekomme ich einen Eindruck in ihr Leben.
Bernard ist ein Mann um die 40. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 33 Jahren zaehlt er somit schon zu den Aelteren. Er bietet mir einen Platz auf einer niedrigen Holzbank im Dorf an. Er ist sich nicht sicher, ob ich ueber Nacht bleiben kann, erst heute sei ein Verwandter beerdigt worden, die Trauerfeier dauere bis zu 5 Tage. Es scheint die heisse Mittagssonne, der Sand unter unseren Fuessen ist warm. Die Maenner in der Runde reichen einen Plastikbecher mit selbstgebrautem Bier herum. Es schmeckt bitter und viel zu sehr nach Hefe. Aus aktuellem Anlass wird ueber Politik geredet. Lupia Banda, der neue Praesident, ist in der Stadt, wo er sich heute mit Robert Mugabe (Zimbabwe) und den Praesidenten aus dem Congo und Tanzania trifft. Erst am Morgen war er noch in einer unendlichen langen Polizeikontrolle an mir vorbeigefahren. Zu gerne haette ich gewusst, ob alle vier Praesidenten in der Kolonne sassen, doch die Polizisten am Strassenrand duerften mir keine Auskunft geben.
Bernard teilt mir mit, dass ich bleiben kann und nimmt mich mit zum Mittagessen. Aehnlich zubereitet, wie in Namibia gibt es Nshima, ein Teig aus Maismehl, der in der Faust geknetet und dann zusammen mit Spinat und Fisch gegessen wird. Spaeter fuehrt mich der juengere Richard durch das Dorf. Eisenschmiede, Tischler und Hausfrauen unterbrechen ihre Arbeit um uns zu gruessen. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich die Menschen in Zambia als freundlich empfinde. Es scheint die Frage zu sein, die den Einwohnern hier am wichtigsen ist.
Nicht etwa an einem grossen Lagerfeuer, aber in einer kleinen Shebeen wird abends getanzt. Ein kleiner benzinbetriebener Generator sorgt dafuer, dass es Musik und ein wenig Licht geben kann, das Dorf hat keinen Strom. Immerhin sorgen vor einigen Jahren von Japanern installierte Wasserpumpe fuer sauberes Wasser.
Die Menschenmengen einige Tage spaeter in Lusaka ueberfordern mich schlichtweg und ich merke, wie ich mich an die Menschenleere im unterbesiedelten Namibia gewoehnt habe. In Lusaka herrscht das bunte Treiben der Haendler und Minibusfahrer, irgendwie hatte ich es doch vermisst.
Der Junge fragt sich warum ich nicht den vorbeifahrenden Pferdeanhaenger fotografiere
“Du schreibst doch einen positiven Bericht ueber Zambia, oder?” Die Frage kommt von einem Mann abends in einer Bar. Ich nicke nur. Zwar bin ich kein Journalist, doch den so freundlichen und hoffnungsvollen Zambianern zum Gefallen kann ich es ja an dieser Stelle schreiben. Zambia und seine Menschen haben mir sehr gut gefallen. Die Zeit war viel zu kurz, jederzeit wuerde ich gerne wieder hierhin zurueckkommen.Hallo Afrika!
Am naechsten Ta nimmt die Reise ihren Verlauf. Einen ueberraschend positiven. Kerrie gibt mir die Nummer von Nick, der 30km vor Rundu in einem Dorf arbeitet.
Ich mache mich auf zum "big tree", von wo aus Autos nach Shambyu fahren sollen. Und tatsaechlich treffe ich hier auf Jacob, der mich mitnehmen kann. Sichtlich stolz oeffnet er mir die Beifahrertuer seines 1972er Ford. Er habe es vor Jahren von einem Portugiesen gekauft, erklaert er. Zwar muessen wir zum Start anschieben, aber der Wagen laeuft. Ein halbe Stunde spaeter stehe ich in Shambyu, eine Ansiedlung kleinerer Doerfer. Vereinzelt stehen Haeuser zwischen Baeumen und Bueschen, sandige Pfade fuehren in verschiedene Richtungen. Nick kommt aus dem Gebauede der christlichen Mission, eines der wenigen Steingebaeude. Mit Nick bin ich der zweite Weisse, der in einem der Doerfer hier uebernachten wird, dementsprechend gross ist das Interesser der Einwohner. Frauen mit Wassereimern auf dem Kopf kommen uns entgegen. Andere pflechten Bastkoerbe oder sammeln Feuerholz. Sie halten inne, als wir vorbeikommen: "Morokenu" - "Morokenu nanwe", erwidert Nick. "Nawa?" "Eeeeh!" "Eeeeh" "Vavo?" "Nawa" "Nawa". Eine lange Begruessungsprozedur, die irgendwie lustig klingt.
Nick mit seinem Gastbruder
Nick zeigt mir sein neues Gartenprojekt, mit dem er mehr Gemuese in das Dorf bringen will. Bisher stehen nur die Zaunpfosten, die das grasende Vieh aus den Beeten halten sollen. Der Boden hier ist fruchtbar, wir stehen direkt am Okavango, der die Grenze zwischen Namibia und Angola markiert. "Wenn die Anwohner wuessten, wie sie erfolgreicher Gemuese anbauen koennen, wuerde es ihnen viellicht besser gehen." Stattdessen beherrschen Alkoholismus und das Leben mit HIV/Aids den Alltag hier in Shambyu. Viele der kleinen Kinder laufen durch das Dorf, spielen am Abwasserteich oder wuehlen in den Muellgruben, waehrend ihre Eltern in einer der Shebeens (kleine Kneipe) sitzen.
Und dennoch wirken die Doerfer idyllisch friedlich, die Menschen lachen, spielen Fussball oder arbeiten auf den Feldern.
Sonnenuntergang am Okavango
Abends nimmt Nick mich mit zu seiner Gastfamilie. Wir setzen uns an das Lagerfeuer und waehrend die Mutter mit den aelteren Toechtern das Essen ueber einem zweiten Feuer zubereitet, unterhalten wir uns mit Vater Manfred. Ein wenig zumindest, er sprich nicht viel Englisch. Ich habe eine grosse Packung Maismehl und einige Tuetensuppen mitgebracht, die von der Mutter freudig entgegengenommen werden. Heute gibt es, wie an jedem anderen Abend auch, mit Wasser gekochtes Maismehl. Aus dem Familieneigenen Garten gibt es dazu frischen Spinat, sogar ein paar kleine Fische hat die Familie im Okavango gefangen. "Da hast du Glueck gehabt, heute ist es ein wahres Festmahl", sagt Nick laechelnd.
Gegessen wird mit den Haenden, zuerst wir Maenner, dann die Frauen und Kinder. Mit grossen Augen beobachten die Kleinen jeder meiner Bewegungen. Alle sind etwas zurueckhaltend. Ich zeige den Kindern einen kleinen Trick mit dem HIV/Aids Karteset, das sie mit ans Feuer gebracht haben. Sie sind begeistert, die Stimmung lockert sich auf.
Als ich nachts in meinem Schlafsack liege, mitten im Homestead einer afrikanischen Familie, kommt mir Windhoek so fern und nicht-afrikanisch vor wir Berlin oder Dresden.
Tag 1
Als sich um 8.45 genug Fahrgaeste gefunden haben, setzt sich der Minibus in Bewegung. Neben mir sitzt die junge Kertu und fragt mich was ich im Norden mache. Ich bin allein unterwegs, zu meinem Inventar gehoeren Landkarte, Rucksack, Zelt und Schlafsack. Das Praktikum bei der GTZ ist vorbei und ich habe Zeit zu reisen. Namibia, Zambia, Malawi. Mozambique, Zimbabwe, Botswana. Laender, von denen ich nicht viel weiss, die aber hoffentlich mit dem Minibus und als Anhalter erreichbar sind. Erste Station ist Rundu im Norden Namibias. Mit einem Tee werde ich herzlich von Ben, Kerrie, Ashley und Cidre begruesst. Alle sind fuer drei Jahre in Afrika und arbeiten als Lehrer in kleineren Doerfern. Die erste Nacht kann ich hier bleiben (Couchsurfing), ein guter Start fuer ein sechswoechiges Abenteuer.