Senga Bay


Ein viel zu kleiner Chapa (Minibus) bringt mich nach Senga Bay. Ich steige aus und kann fuehlen wie endlich wieder Blut zurueck in meine Beine fliesst.
Senga Bay liegt am Lake Malawi, der sich laengs durch das ganze Land zieht. Die Atmosphaere ist karibisch entspannt, die Menschen super freundlich und das Dorf malerisch schoen. Ich bleibe einige Naechte laenger als geplant.



Nachdem ich mich auf einem kleinen Zeltplatz am Strand eingerichtet habe, gehe ich ins Dorf. Es ist komplett auf dem sandigen Ufer des Sees gebaut, wild verstreucht stehen einzelne Haeuser zwischen hohen Baeumen. Es ist schon dunkel und ich muss den Weg mit einer Taschenlampe suchen. Doch dann komme ich auf den Marktplatz, die Haendler haben Kerzen angezuendet um auch um diese Zeit noch Tomaten, Fisch und Kartoffeln verkaufen zu koennen. Ich finde ein kleines, nur schwach beleuchtetes, Restaurant. An der Wand haengen Poster mit den Mannschaften von Arsenal und Chelsae. Als die Maenner am Tisch fragen, wo ich herkomme, zeige ich an die Wand auf Michael Ballack und Jens Lehmann. “Ah Germany!”, die Maenner wissen sofort Bescheid. Auch in Malawi gibt es Nsima, das Maisgericht an das ich mich inzwischen sehr gut gewoehnt habe.



Am naechsten Tag erkunde ich das Dorf im Hellen. In der Dorfmitte, auf einem freien Sandplatz, laufe ich in Schulkinder, die hier vor einer Tafel sitzen. Andere Kinder in Schulkleidung liegen im Sand und machen offensichtlich ihre Hausaufgaben.
Aus einem Missionsgebaeude kommt eine Gruppe singender Frauenin bunten Gewaendern, einige Maenner haben ein riesiges Fischernetz ausgebreitet um es zu reparieren. Ein kleines Kind kommt auf mich zugelaufen, nimmt mich kurz an die Hand und laeuft dann wieder zu seinen Freunden zurueck, die aufgeregt lachen. Als ich kurz spaeter einer Frau begegne, bleibt diese stehen und dreht sich zur Seite, so dass ihr Kind zum Vorschein kommt, das sie auf dem Ruecken traegt. Sie zeigt auf mich und fluestert ihrem Kind etwas zu, bevor sie mich lachend mit einem “Muli bwanji!” begruesst. Das ist neu, bisher hatte ich kaum Kontakt zu erwachsenen Frauen, die sich stets im Hintergrund gehalten hatten.




Am Strand sitzen die Fisher zwischen ihren Booten und flicken die Netze. Nachts werden sie in den kleinen aus Holzstaemmen geschnitzten Booten auf den See fahren und am fruehen Morgen mit hoffentlich vollen Netzen zuruekkehren. Fuer die ganz grossen Fische gebe es bis 200 kwacha (10 Euro), erklaert Uanghi. Einer dieser Fische bringe also schon einen ganzen Tageslohn ein und überhaupt einen Tageslohn zu haben sei schon Luxus. Es sei schwer die Familie zu ernaehren, erklaert er weiter. Er sei auf seine eigenen Felder angewiesen, doch selbst ein Sack Duenger Koste schon so viel wie ein Monatsgehalt. “Wenn du willst, kann ich dich Morgen frueh mit raus auf den See nehmen. Ich habe ein eigenes Boot”, sagt er in der Hoffnung ein wenig Geld dazu verdienen zu koennen.






Eigentlich hatte ich dieses Mal meinen Rucksack gut gepackt. Doch wie immer hat sich auch auf dieser Reise das ein oder andere Kleidungsstueck als ueberfluessig erwiesen. Es kommt mir daher sehr gelegen, dass Jimmy mich fragt ob ich nicht tauschen wolle. Er zeigt mir seine Kunstwerke aus Bast und die Holzschnitzereien. Nach einigen Minuten ist der Handel perfekt, Jimmy haelt stolz meine Shorts und ein Handtuch in den Haenden, waehrend ich zwei geschnitzte Portraits in meinen Rucksack packe.


Mit dem Ziel des indischen Ozeans geht die Reise weiter. In meiner Kamera habe ich viele Bilder von Senga Bay, in meinen Erinnerungen noch unendlich viele mehr.