Die Ilala


Nicht immer bin ich auf den Strassenverkehr und die vollgepackten Chapas (Minibusse) angewiesen.Um auf die Likoma Island im Lake Malawi zu kommen, muss ich die Faehre nehmen. Doch auch das funktioniert in Afrika anders. Als ich in Monkey Bay meinen Rucksack auf dem Deck ablade, ahne ich noch nicht, dass ich insgesamt 55 Stunden auf der Faehre verbringen werde. Das Schiff ist in drei Klassen eingeteilt. Oben auf dem Sonnendeck die erste Klasse Passagiere, in der Mitte Kabinen und unten Economy, in der fast alle Einheimischen reisen.


Als wir in Nkothakotha vor Anker gehen wird klar, dass sich die Reise um einige Stunden verzoegern wird. Am Strand warten hunderte Passagiere mit Unmengen an Gepaeck. Mit einem einzigen Beiboot wird das Schiff be- und entladen. Es ist Nacht, die Wellen hoch und der Wind kalt. Es ist eine stundenlange Prozedur. Riesige Saecke Mais, Moebel, Kleidung, Bananenstauden und aufgeregte Huehner werden an Bord gehievt. Ploetzlich entdecken die Passagiere des Beiboots ein Leck. Doch es muss weitergehen, ein Mann schaufelt die Wassermassen aus dem Rumpf des kleinen Bootes, waehrend dieses auf ein Neues beladen wird. Nach sieben Stunden sind wir wieder bereit zum Ablegen.

Das untere Deck gleicht nun einer grossen Lagerhalle. Saemtliche Gaenge sind mit Saecken und Moebeln zugestellt, man muss regelrecht darueberklettern und dabei aufpassen nicht einen der Passagiere zu erwischen, der inmitten des Chaos unter einer Decke schlaeft. Es riecht unangenehm nach einer Mischung aus Trockenfisch und Diesel. Als der Koch mir durch das Gitter seiner dunklen Kueche einen Plastikteller mit Nsima reich, habe ich schon fast keinen Appetit mehr. Der hohe Wellengang tut das Uebrige.
Ich bahne mir den Weg zurueck auf das obere Deck, wo es unangenehm windig ist. Die Nacht unter freiem Himmel ist rauh und zu allem Ueberfluss faengt es auch noch an zu regnen. Es ist der erste Regen seit Wochen.

Es ist 2 Uhr nachts am uebernaechsten Tag als die Faehre in die Bucht von Likoma Island einfaehrt. Im Halbschlaf schnalle ich mir den Rucksack auf und werde dann regelrecht von den Menschenmassen in das Beiboot gedraengt. Die letzten Meter an Land wate ich durch das knietiefe Wasser. Land unter meinen Fuessen! Eine absolut abenteuerliche Fahrt, fast so spannend wie ein Segeltoern.


Ach und ja: Ich bin mitten in Malawi, auf einer vollgepackten Faehre, auf dem Weg zu einer abgelegenen Insel. Doch neben mir an der Rehling steht Eva, sie ist Deutsche und hat ein Jahr in Malawi gearbeitet. Nach einiger Zeit stellen wir fest, dass wir aus der gleichen Stadt kommen. Eva ist die Cousine eines alten Klassenkameradens.