„In ein paar Jahren wird Ilha wieder in europäischer Hand sein“, sagt Handy. Sein eigentlicher Name ist Viagem, doch er sei ein praktischer Mensch, der seine Hände zu benutzen wisse, daher sein Spitzname. Handy ist 20 Jahre alt, hat sein Leben auf der Insel verbracht und weiß mehr über diese als jeder andere. Oft führt er Besucher über die Insel, zum alten Fort oder dem Sklavenhaus etwa. So auch mich, nachdem ich ihn zufällig auf der Straße treffe. Dann abends lade ich ihn auf ein Bier ein, die vier Tage auf der Insel sind genug für eine echte Freundschaft. „Wenn die Europäer wieder kommen, wird es kein Platz mehr für uns auf der Insel geben. Aber auf der anderen Seite wird die Insel dann wieder wunderschön sein.“
Wir kommen aus der alten Steinstadt auf den südlichen Teil der schmalen Insel. Hier wohnen die Einheimischen in kleineren Ziegelsteinhäusern mit Strohdächern. Da die Insel einst komplett aus Stein bestand, haben die Einwohner große Vertiefungen in ebendiesen gehauen und ihre Gebäude vor dem Wind geschützt unter dem Meeresspiegel gebaut.
Die heutige Insel hat zwei Gesichter, die koloniale Steinstadt und die tiefer gelegten Häuser der Mosambikaner. Ich versuche mir vorzustellen, wie es aussehen würde, sollte Handy Recht behalten und die Insel in wenigen Jahren wieder komplett in europäischer Hand sein.
Dass immer mehr reiche Europäer auf die Insel kommen, die bisher durch die Unzugänglichkeit des mosambikanischen Nordens geschützt war, ist sehr gut nachvollziehbar. Wir treffen zwei Südafrikaner, die Handy und mich auf einen Bootstrip einladen. Wir fahren auf eine nicht weit entfernte Insel.
Der weiße Sand und das azurblaue Wasser erscheinen unwirklich. Die Strände zählen zu den schönsten der Welt und doch haben wir die Insel für uns. Durch einen kleinen Fauxpas verlängert sich der Ausflug ungewollt. Als wir genug vom Strand haben und zurück zum Boot gehen, steht dieses auf dem Trockenen. Es dauert vier Stunden bis zur nächsten Flut, aber der schlechteste Platz zum Warten ist die paradiesische Insel sicher nicht.
Mit Zimbabwe vor Augen, packe ich meinen Rucksack, die Reise geht weiter. Zum Abschied drückt mir Handy eine alte Münze in die Hand. Sie trägt die Inschrift „República Portuguesa“. „Mit diesen Münzen haben die Portugiesen meine Vorfahren bezahlt. Meine Vater war Rikscha-Fahrer hier auf der Insel.“
Irgendwie haben es die Mosambikaner nach so vielen Jahren der Versklavung und Unterdrückung verdient die Insel für sich zu behalten!