Hallo Afrika!

Am naechsten Ta nimmt die Reise ihren Verlauf. Einen ueberraschend positiven. Kerrie gibt mir die Nummer von Nick, der 30km vor Rundu in einem Dorf arbeitet.
Ich mache mich auf zum "big tree", von wo aus Autos nach Shambyu fahren sollen. Und tatsaechlich treffe ich hier auf Jacob, der mich mitnehmen kann. Sichtlich stolz oeffnet er mir die Beifahrertuer seines 1972er Ford. Er habe es vor Jahren von einem Portugiesen gekauft, erklaert er. Zwar muessen wir zum Start anschieben, aber der Wagen laeuft. Ein halbe Stunde spaeter stehe ich in Shambyu, eine Ansiedlung kleinerer Doerfer. Vereinzelt stehen Haeuser zwischen Baeumen und Bueschen, sandige Pfade fuehren in verschiedene Richtungen. Nick kommt aus dem Gebauede der christlichen Mission, eines der wenigen Steingebaeude. Mit Nick bin ich der zweite Weisse, der in einem der Doerfer hier uebernachten wird, dementsprechend gross ist das Interesser der Einwohner. Frauen mit Wassereimern auf dem Kopf kommen uns entgegen. Andere pflechten Bastkoerbe oder sammeln Feuerholz. Sie halten inne, als wir vorbeikommen: "Morokenu" - "Morokenu nanwe", erwidert Nick. "Nawa?" "Eeeeh!" "Eeeeh" "Vavo?" "Nawa" "Nawa". Eine lange Begruessungsprozedur, die irgendwie lustig klingt.


Nick mit seinem Gastbruder


Nick zeigt mir sein neues Gartenprojekt, mit dem er mehr Gemuese in das Dorf bringen will. Bisher stehen nur die Zaunpfosten, die das grasende Vieh aus den Beeten halten sollen. Der Boden hier ist fruchtbar, wir stehen direkt am Okavango, der die Grenze zwischen Namibia und Angola markiert. "Wenn die Anwohner wuessten, wie sie erfolgreicher Gemuese anbauen koennen, wuerde es ihnen viellicht besser gehen." Stattdessen beherrschen Alkoholismus und das Leben mit HIV/Aids den Alltag hier in Shambyu. Viele der kleinen Kinder laufen durch das Dorf, spielen am Abwasserteich oder wuehlen in den Muellgruben, waehrend ihre Eltern in einer der Shebeens (kleine Kneipe) sitzen.

Und dennoch wirken die Doerfer idyllisch friedlich, die Menschen lachen, spielen Fussball oder arbeiten auf den Feldern.





Sonnenuntergang am Okavango

Abends nimmt Nick mich mit zu seiner Gastfamilie. Wir setzen uns an das Lagerfeuer und waehrend die Mutter mit den aelteren Toechtern das Essen ueber einem zweiten Feuer zubereitet, unterhalten wir uns mit Vater Manfred. Ein wenig zumindest, er sprich nicht viel Englisch. Ich habe eine grosse Packung Maismehl und einige Tuetensuppen mitgebracht, die von der Mutter freudig entgegengenommen werden. Heute gibt es, wie an jedem anderen Abend auch, mit Wasser gekochtes Maismehl. Aus dem Familieneigenen Garten gibt es dazu frischen Spinat, sogar ein paar kleine Fische hat die Familie im Okavango gefangen. "Da hast du Glueck gehabt, heute ist es ein wahres Festmahl", sagt Nick laechelnd.

Die Kueche der Familie



Gegessen wird mit den Haenden, zuerst wir Maenner, dann die Frauen und Kinder. Mit grossen Augen beobachten die Kleinen jeder meiner Bewegungen. Alle sind etwas zurueckhaltend. Ich zeige den Kindern einen kleinen Trick mit dem HIV/Aids Karteset, das sie mit ans Feuer gebracht haben. Sie sind begeistert, die Stimmung lockert sich auf.


Als ich nachts in meinem Schlafsack liege, mitten im Homestead einer afrikanischen Familie, kommt mir Windhoek so fern und nicht-afrikanisch vor wir Berlin oder Dresden.


Mein kleines Zelt im Homestead