Irgendwie nirgendwo


Eines Abends schreibe ich einen verzweifelten Satz in meine Reisenotizen: "Die Stadt ist klein, hässlich und langweilig."
Es ist früher Morgen in Cuamba, einer Provinzstadt im Norden Mosambiks. Als ich in der Nacht zuvor ankam hatte ich entschieden den Zug am nächsten Tag nicht zu nehmen und stattdessen einen Tag in der Stadt zu bleiben. Eine Entscheidung, die ich schon bald bereuen sollte. Zwar stehe ich weder unter Zeitdruck möglichst schnell weiter zu kommen, noch fühle ich mich besonders unwohl in Cuamba. Doch schnell merke ich eines: hier gibt es absolut nichts zu tun.

Sogar der Wikipedia Artikel über das Städchen liest sich spannender als ein Rundgang durch dasselbe ist. 75.000 Einwohner, ein Wasserkraftwerk in den umliegenden Bergen, ein kleiner Flughafen, eine agrarwissenschaftliche Fakultät.
Als ich durch die weiten staubigen Straßen schlendere, sehe ich nichts davon. Ein paar Männer entladen einen LKW, ein anderer malt ein großes Logo auf die Wand seines Geschäftes. Eine handvoll Jugendlicher sitzt auf einem Bordstein. Doch sonst ist es still, die Sonne ist glühend heiß, Wachmänner sitzen rührungslos auf Plastikstühlen vor ummauerten Gebäuden. Ich finde ein Internetcafé, das über Computer aber keine funktionierende Internetverbindung verfügt. Etwas in  meinem Blog zu schreiben kann ich hier also auch vergessen. Dann stoße ich auf eine kleine Markthalle. Die Händler sitzen hinter ihren Holztischen und lächeln mich an. Streichhölzer, Schraubschlüssel, Seife, Fliegenfänger. Nutzlos. Ich such etwas zu essen, finde aber nur Bananen und trockenes Brot. Immerhin, denn Supermärkte gibt es hier nicht.

Zurück in meine Unterkunft, die Hitze macht müde. Ich habe ein kleines quadratisches Zimmer ohne elektrischen Strom und Fenster. Ich setze mich auf mein Bett und muss eine Kerze anzünden um etwas zu sehen. Aber das Lesen bei diesem Licht ist anstregend. Das Badezimmer auf dem Flur ist nicht sehr einladend. Es ist dunkel, stinkt nach Fäkalien, Mückenschwärme schwirrem um die Toilette und fließend Wasser gibt es nicht.

Ich gehe wieder zurück nach draußen, nehme meine Kamera mit um mir mit Fotografie die Zeit zu vertreiben. Doch letzentlich mache ich nur drei Fotos. Alle zeigen Mauern mit Logos oder Aufschriften. Ich fotografiere nicht ein Gebäude, nicht einen Menschen. Tudobom steht auf einer Mauer: Alles gut. Ja, alles ist gut. Es ist weder gefährlich hier, noch hektische oder ungemütlich. Alles gut eben. Neutral und langweilig. Mitten im wunderschönen Mosambik und doch mitten im Nichts.
Wo sind die Menschen, die hier leben? Womit verbringen sie ihre Zeit? Was zieht sie in diese Stadt? Ich soll es an diesem Tag nicht herausfinden. Als ich am nächsten Morgen den Zug besteige bin ich erleichtert endlich wieder unterwegs zu sein. Und doch bestätigt mir die Zwischenstation in Cuamba, dass ich auf der richtigen Route bin. Afrika ist eben nicht immer nur Musik, Sonne und Panorama.