Wie im Himmel


Für meinen Geschmack viel zu lange war ich in Lichinga, einer Provinzhauptstadt im hohen Norden Mosambiks, stecken geblieben. Nach vielen Stunden Wartezeit hatte ich mein Einreisevisum dann doch bekommen und stand jetzt auf dem Marktplatz der Kleinstadt um eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Auch wenn es schon früher Nachmittag war, wollte ich noch versuchen in das 300km entfernte Cuamba zu kommen. 

Ich habe Glück und nach einer Weile hält ein Auto neben mir, der Fahrer kurbelt das Fenster herunter und ruft mir etwas auf Portugiesisch zu. Wenige Zeit später sitze ich im klimagekühlten Auto auf dem Beifahrersitz und wir sind auf dem Weg aus der Stadt. In einer Polizeikontrolle werden wir angehalten und Viana, der Fahrer, flucht wohl wissend was auf ihn zukommt. Von dem Polizisten wird er dazu aufgefordert zwei der am Straßenrand wartenden Arbeiter mitzunehmen. Zu viert verlassen wir die Stadt. Kaum haben wir die Häuser hinter uns gelassen, bietet sich uns ein atemberaubendes Bild. Wir befinden uns am Rand des Lichinga-Plateaus, 1250 Meter über dem Meeresspiegel. Vor uns geht es bergab und wir sehen wie sich die braune Schotterpiste kilometerweit durch die leere Savanne schlängelt, hindurch zwischen Felsriesen die völlig unbewachsen sind und daher irgendwie fehl am Platz wirken. Ich habe das Gefühl nie zuvor eine solch beeindruckende Landschaft gesehen zu haben.

Viana parkt den Wagen mitten auf der Straße. "Wir beten besser, es ist ein langer Weg, vor Dunkelheit werden wir nicht ankommen." Gemeinsam stimmen die drei Männer ein Gebet an, dessen Wortlaut ich nicht verstehe. Dann geht es hinunter in die scheinbar leere Savanne. 

Doch immer wieder kommen wir durch kleine Siedlungen und überholen Frauen und Kinder die am Straßenrand Heubündel auf den Köpfen balancieren oder auf Fahrrädern unterwegs sind. Als die Abendsonne das Land dann auch noch in warme Farben taucht, befinden wir uns plötzlich mitten im Bilderbuch-Afrika. Nach einigen Stunden Fahrt machen wir Pause an einem kleinen Restaurang. Hier kauft Viana mehrere Dosen kühles Bier bevor er wieder in den Wagen steigt. "Damit wir nicht einschlafen", sagt er und drückt mir eine Dose in die Hand. Im Laufe der Fahrt wird er das restliche Bier trinken und und mit Vollgas über die ungeteerte Straße preschen. Zu diesem Zeitpunkt bin ich froh über die kleine Pause, die er anfangs zum Gebet eingelegt hatte.

Nach mehreren Stunden tauchen in der Dunkelheit, die sich inzwischen breit gemacht hat, Lichter auf. Wir kommen auf eine befestigte Straße und sind in Cuamba. Da ich noch keine Schlafmöglichkeit habe, nimmt mich Viana mit in ein Hotel. "Komm, ich lade dich zum Abendessen ein", sagt er. Als ich höflich ablehne winkt Viana ab und fügt hinzu: "Komm schon, Gott sieht es gerne wenn man Geld für Essen ausgibt."