Moro moro

Moro moro ist Himba und bedeutet „Hallo“. Auf einer bisher freien Seite in meinem Reisepass prangt nun ein großer Stempel aus Berlin: „With the Compliments of the Embassy of the Republic of Namibia“. Am 27.02.2009 ist es so weit und ich darf einreisen. Einen Rückflug habe ich nicht gebucht. Noch nicht. Ich bin gespannt auf einen neuen Kontinent, auf ein Land und seine Menschen. Letzte Woche bin ich in einen Buchladen gegangen und habe einen Bildband über Afrika aufgeschlagen. Namibia: Löwen, Zebras, Wüste, Meer, die Stämme der Owambo, Kavango, Herero, Himba, oder Damara. Zwei Millionen Einwohner auf einer Fläche, in die Deutschland locker zweimal hineinpassen würde. Die Bilder der roten Sanddünen, die der Tiere im Etosha-Gebiet oder die der Kalahari hatte ich schon oft gesehen, doch bisher wusste ich nicht einmal wo Namibia liegt. Die kommenden sechs Monate werden das ändern.


Wenn ich nachts mit den Einheimischen am Lagerfeuer sitze und den Geschichten des Stammesoberhauptes lausche, werde ich Dinge lernen, die weit über die Geographie des Landes hinausgehen. Die Frauen des Dorfes werden Schalen mit seltsamen Getränken herumreichen, die älteren Jungen stehen Wache, damit sich die wilden Tiere nicht unbemerkt nähern. Es wird in Lehmhütten geschlafen, in denen es etwas kühler ist als unter freiem Himmel. Die Tage beginnen früh. Schon bevor die Sonne das Dorf in braun-rötliche Farben taucht, machen sich Frauen und Mädchen auf einen Kilometermarsch zum nächstgelegenen Brunnen. Zeitgleich gehen die Männer über die Felder um neue Furchen in die vertrocknete Erde zu ziehen und die Viehherden auf eine der letzten grünen Flächen zu lassen. Unter einem Strohdach versammeln sich die Kinder, die noch zu jung sind um ihren Eltern zu helfen. Hier in der Schule lernen sie das Alphabet und reden über Religion. Ich selber werde mir das Treiben ansehen und nicht begreifen, dass ich dort bin. In Afrika.

Vielleicht aber sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. Ich habe nicht nur in Bildbändern geblättert. Viele der romantischen Vorstellungen oder Illusionen von einem verwegen-idyllischen Kontinenten haben es nicht bis in mein Reisegepäck geschafft.

Da fällt mir ein, ich musss immer noch packen. Neben mir in der Ecke steht ein leerer Rucksack, aus den Vorsätzen einmal früher zu packen ist nichts geworden. Aber es wird schon klappen - hat es doch bisher immer irgendwie. Leute, es geht los!